Mile Me Deaf – Eerie Bits of Future Trips | FAUX FOX Magazine

Mile Me Deaf – Eerie Bits of Future Trips

27.03.15
0 6

Heute Abend steigt die Mile Me Deaf Filmgala (Hingehen!). Und fast genau in einem Monat (24.04) wird ihr neues Album Eerie Bits of Future Trips (Label: Siluh Records) veröffentlicht. Alles in allem genug Gründe, um Wolfgang Möstl, den Dreh- und Angelpunkt der Band und Großmeister des Grunge und Noise, ein paar Fragen zum neuen Werk zu stellen.

MileMeDeaf1

Alexius: Hallo Wolfgang! Wie geht`s, wie steht`s, was treibst du zur Zeit?

Wolfgang: Hallo. Ich arbeite an der neuen Platte von Suralin, die ich vor einem Monat aufgenommen habe und mache andere kleine Mixing Jobs. Außerdem gehen wir demnächst mit Sex Jams ins Studio, um unser drittes Album aufzunehmen. Mir ist also gerade wirklich nicht fad.

Alexius: Bist du einer von denen, die den Eurovision Songcontest verfolgen?

Wolfgang: Nicht wirklich. Mich interessiert das Ganze eher sporadisch. Ich habe mir die komplette Übertragung auch schon seit Jahren nicht mehr angesehen, wobei ich auf diesen musikalischen Trash schon sehr abfahre. Wir werden zu der Zeit ja leider auf Tour sein, sonst hätte ich mir das wahrscheinlich schon mal von der Ferne angesehen. Bei einem Bier im Park, neben der Stadthalle.

Alexius: Und was sagst zur erneuten Austropop-Welle und den Hype um Wanda?

Wolfgang: Fett! Ich finde es auch absolut berechtigt und bin definitiv Fan.

Alexius: Könntest du dir etwa vorstellen, Lieder auf Österreichisch zu singen? Und klingt Eerie Bits of Future Trips bewusst so unösterreichisch?

Wolfgang: Vielleicht mal zum Spaß, aber ich mach das ja nicht erst seit letztem Jahr und ein Hype ist halt nun einmal ein Hype. Sowas bin ich noch nie nachgelaufen und nur deshalb die Sprache, in der ich singe, zu ändern, wäre ziemlich lächerlich. Ich denke auch, ich habe es bisher generell vermieden, “österreichisch” zu klingen. Englisch war außerdem das einzige Schulfach, das ich mochte und worin ich gut war. Und es ist ja gar nicht so, dass ich deutschsprachige Bands nicht gut finde, aber für das Singen und Texten ist Englisch für mich einfach unschlagbar.

Alexius: Die Songs wurden ja zur Gänze (!) von dir selbst eingespielt. Warum? Und wie viele Instrumente beherrscht du eigentlich?

Wolfgang: Ich beherrsche eigentlich kein einziges Instrument. Bei Gitarre und Bass kann ich mich so durchmogeln und Schlagzeug geht auch irgendwie. Aber ich liebe halt einfach Musikinstrumente und die verschiedenen Sounds, die sie produzieren. Diese Suche nach neuen Klängen ist auch sehr motivierend, immer wieder mal diverse Gerätschaften auszuprobieren. Eerie Bits of Future Trips war nicht von Anfang an als Album geplant. Während der Holography Tour habe ich angefangen, an neuen Nummer herumzuwerken und als ich dann am Ende des Sommers genug beisammen hatte, habe ich die Tracks mal der Band und dem Label vorgespielt. Dann war allen recht bald klar, dass es quasi schon ein fertiges Album ist. Dann wurde noch ein bisschen herumgetüftelt, Feinheiten eingebaut etc. und die Scheibe war fertig. Die Zeit, um mit der gesamten Band in ein Studio zu gehen, hätten wir auch einfach nicht gehabt.

Alexius: 3 Bands, die dich geprägt haben?

Wolfgang: Beatles, Pink Floyd, Sonic Youth.

MileMeDeaf2

Alexius: Du bist seit 2004 die einzige Konstante der Truppe Mile Me Deaf. Du hast aber nie daran gedacht, aufzuhören. Oder?

Wolfgang: Musik ist einfach das Wichtigste für mich. Solange ich musiziere, werde ich auch Songs für Mile Me Deaf schreiben. Das war auch meine einzige musikalische Konstante in den letzten zehn Jahren. Schön, wenn es jetzt schon mehr Leute erreicht, aber eigentlich habe ich das schon immer hauptsächlich für mich gemacht und auch schon Alben mit einer Auflage von einem Stück “herausgebracht”. Mal hat man mehr Zeit, dann wieder weniger, der Punkt, an dem man Lust bekommt, etwas aufzunehmen, kommt aber immer wieder mal. Das Experimentieren mit verschiedenen Stilen hat mich auch angespornt. So entstanden auch Alben zwischen Grindcore und Eurodance. Es ist auch schön, trotz mangelnder Begabung alles selbst in die Hand zu nehmen, sprich Recording, Musikvideos, Fotos, Artwork (dieses hat beim aktuellen Album allerdings Bernhard Fux Design).

Alexius: Was bedeutet der Satz “Selten versucht ein musikalisches Projekt, wieder in den Uterus zurück zu kriechen”? Zurück zum Ursprung?

Wolfgang: Nachdem das letzte Album komplett mit Band im Studio entstanden ist, lange Vorbereitungszeit inklusive, ist Eerie Bits of Future Trips vom spontanen Entstehungsprozess her wieder ein klassisches Mile Me Deaf Album.

Eerie Bits of Future Trips

Albumcover von Eerie Bits of Future Trips

Alexius: Der Großteil des Albums ist auch außerhalb des Studios entstanden. Auf Gitarrenverstärker hast du überhaupt komplett verzichtet. Erzähl mir was zur Entstehung und Vorgehensweise des Albums.

Wolfgang: Mein Songwriting war schon immer von verschiedenen Aufnahmetechniken beeinflusst. Für die Demos zum letzten Album habe ich mir zum Beispiel ein analoges Vierspurgerät ausgeborgt. Diesmal bestand die Möglichkeit, immer und überall mit dem Smartphone aufzunehmen. So ging alles spontan und reduziert über die Bühne. Es gab natürlich nicht immer Verstärker oder Mikrofone in der Nähe und ich habe das Ganze dann ein bisschen zum Konzept erklärt. So hört man auf dem Album, wie schon erwähnt, keinen Verstärker und nur ein Mikro (klassisches Live-Gesangs-Mikro). Ich wollte weg von diesem klassischen Gitarrensound und außerdem habe ich nicht mal einen Verstärker in meiner eigenen Wohnung.

Der Song Shiver vom letzen Album Holography.

Alexius: Das neue Album wirkt im Vergleich zum Vorgänger (auch auch generell) viel düsterer. Wie kommt`s? Was hat sich noch so alles verändert?

Wolfgang: Nachdem die letzten zwei Platten eher als Sunshine-Pop eingestuft wurden, wollte ich unbewusst wieder einen Schritt in diese spooky, kryptische Richtung gehen. Herausgekommen ist jetzt eine Mischung aus Gruselfilm und Bubblegum. Richtung Scooby Doo Soundtrack.

Alexius: Der letzte Track Headnote#1 ist meiner Meinung nach das düsterste Gebilde des Albums. Welche Gedanken steckt dahinter?

Wolfgang: Der Song ist eine Hommage an meine erste, inzwischen aufgelöste Band Killed by 9v Batteries. Genauer gesagt am Bassisten. Der blieb bei Jams ganz gerne über Stunden auf einem einzigen Ton stehen. Er verließ die Band dann nach drei Jahren, dieses hypnotische Element blieb aber zurück.

Alexius: Ganz anders die Songs Extended Fraud und Pose and Move. Diese empfinde ich als regelrechte Ohrwürmer. War deine Stimmung hier eine andere?

Wolfgang: Diese Lieder habe ich komplett in meinem alten Kinderzimmer bei meinen Eltern aufgenommen. Dort gibt es irgendetwas Eigenartiges, das mich immer wieder zum Schreiben bringt und motiviert. Orte können ja auf unterschiedlichste Weise beeinflussen. Dieser hat für mich halt eine wichtige Rolle gespielt. Dort hab ich auch angefangen, Gitarre zu spielen und mein allererstes Solo-Album aufzunehmen.

Alexius: Beim Durchhören fiel mir die häufige Verwendung von Samples und Loops auf. Oft ertönen auch Klänge, deren Herkunft ich nicht klar deuten konnte. Eine musikalische Reise bzw. ein Trip ins Ungewisse?

Wolfgang: Absolut! Ich liebe es, Sounds zu verwenden, die man im ersten Moment nicht ganz klar einordnen kann, das verleiht dem Ganzen eine gewisse Tiefe. Ich experimentiere gerne, zum Beispiel mit alten Kassetten und Platten, die ich auf Flohmärkten gefunden habe. Der Titel spielt ja auch auf ein paar Themen an, die ich in all ihrer Lächerlichkeit doch super spannend finde: Horoskope, Wahrsagerei, Handlesen. Kleine Ausschnitte aus zukünftigen Ereignissen und das Verlangen der Menschen danach. Wir wollen wissen, wo die Reise hingeht. Ich bin auch etwas morbid und vom Tod und der Vorstellung davon fasziniert. Vor allem das letzte Lied der Platte soll mit dem hypnotischen Outro den Übergang in einen anderen Zustand ausdrücken.

Alexius: Wie geht`s weiter mit dir und Mile Me Deaf? 

Wolfgang: Im Mai und Juni gehen wir mal auf Tour. Im Sommer wird es ein paar vereinzelte Shows geben. Danach, mal schauen.

 

Mehr zu MILE ME DEAF.

Das Album gibt`s ab 24.4 im Musikladen eures Vertrauens und natürlich auf Amazon, I-Tunes etc.

Und nicht vergessen: Heute Abend steigt die MILE ME DEAF-Filmgala. Schaut vorbei.

 

Redakteur: Alexius Ivo Baldissera

 

 

 

 

 

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *


8 − = vier

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>