
Im Keller, 2014 © Ulrich Seidl Filmproduktion, coop filmproduktion
Ulrich Seidls Filme wagen einen Blick in die Abgründe unserer Gesellschaft – sie zeigen Charaktere und Lebensformen, wie sie nur zur Genüge in unseren Reihen zu finden sind – hier in Österreich, bei uns in Wien. Der Verzicht auf Filmmusik und aufwendiges Make-up, der Einsatz von Laienschauspielern und ein Drehbuch ohne Dialoge lassen seine Filme so erschreckend echt wirken, sie bahnen sich ihren Weg unter unsere Haut und lassen uns Teil dieses Abgrunds werden – ja, sie lenken vielleicht sogar den ein oder anderen Blick hinab in die eigenen Abgründe. Über die Jahre hinweg entwickelte Ulrich Seidl einen ganz eigenen, kompositorischen Stil – in seinen Werken wimmelt es nur so von Tableaus. Zu sehen ist der Protagonist eingebettet in sein Umfeld, Raum und Requisiten unterliegen den strengen, symmetrischen Gesetzen des Regisseurs. Diese Symmetrie ist eines der markantesten Merkmale, die seine Filme so unverwechselbar machen. Ein kleiner Filmausschnitt genügt und der Betrachter erkennt die Fingerabdrücke des Schöpfers.

PARADIES: Liebe, 2012, © Ulrich Seidl Filmproduktion
Eben diese unverkennbare Bildkomposition ermöglicht es, Standbilder des Filmmaterials im Rahmen einer Fotoausstellung zu präsentieren: Im OstLicht kann man bis zum 14. Februar über 60 Bilder diverser Filmproduktionen von den späten 90ern bis hin zu Seidls aktuellsten Film Im Keller bewundern. Eine mitreißende und zugleich verstörende Auswahl an Geheimnissen, Schicksalen und Wirklichkeiten: Der Bogen spannt sich von der ukrainischen Olga in der österreichischen Geriatrie über die grandiose Maria Hofstätter und ihre unerschütterliche Liebe zu Jesus Christus bis hin zu verstörenden Offenbarungen in Österreichs Kellerräumen. Wer mit Herrn Seidls Filmen vertraut ist, wird es schwer haben, die Momentaufnahmen nicht mit bereits Gesehenem zu verknüpfen, ja, die Standbilder erwachen beim Betrachten geradezu zum Leben. Ein Grund, weshalb diese Ausstellung besonders für Diejenigen unter Euch interessant sein könnte, die noch keinen seiner Filme gesehen haben. Aber auch echte Seidl-Fans kommen auf ihre Kosten: Ulrich Seidl liebäugelte mit der Fotografie, das zeichnet sich bei der Bildkomposition seiner Filme ab und gibt ihnen einen universellen Charakter – eine Gegebenheit, die diese Ausstellung ganz wunderbar in Szene setzt.

Im Keller, 2014 © Ulrich Seidl Filmproduktion, coop filmproduktion
Mehr Infos zur Ausstellung gibt’s hier.
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Redakteurin: Jaqueline Ehrhart
Zu finden auf fuxhain.com