I LIKE LONDON IN THE RAIN
Samstagmittag. London empfängt mich mit Nieselregen. Also rein in die unterirdischen Eingeweide der Stadt – auch Underground genannt – und nach langem Umherirren in den richtigen Wagon gequetscht.
Überirdisch empfängt mich ein überdimensionaler Blauer Hahn am Trafalgar Square, der mich an alle möglichen unanständigen Witzmöglichkeiten zum Thema Blue Cock denken lässt.
Die Menschenmassen, die einen überall begleiten, reißen auch im Museum nicht ab. Allerdings bin ich wirklich überrascht, wie viele kleine, in Schuluniformen gesteckte Kinder auf dem Boden hocken und Dinge in ihre Hefte kritzeln, die so manchen Kunststudenten vor Neid erblassen lassen würden.
Briten sind entweder immer hungrig oder können so gar nicht kochen (Achtung Klischee!). Auf jeden Fall gibt es hier einfach überall Essen – To Go. Die beste kulinarische Erfindung nach Fish n‘ Chips sind meiner Meinung nach Scones, am besten zum Afternoon Tea. (Auch wenn es mit Sicherheit einen Tagesmarsch durch London braucht, um die Kalorien wieder los zu werden.)
Im Hostel, das von außen aussieht, als wäre es ein Drehort von Sherlock, stelle ich fest, dass offenbar niemand in London eine Wohnung oder einen Job hat. Alle meine Zimmermitbewohner sind entweder auf der Suche nach dem einen oder nach dem anderen (und oft beidem). Egal, ob es sich dabei um süße spanische Architekten, sexy italienische Studenten oder wilde australische Partygirls handelt.
Am Hipster-Highlight, dem Camden Market, stapeln sich Shirts mit bekrönten Bulldoggen neben Banksy-Postkarten, zurechtgeföhnte Mädels lassen sich Duckfaces machend abwechselnd mit den wohl letzten echten Punks ablichten und meine innere Playlist spielt einen Mix aus The Ramones und Jet.
London im Herbst ist schon fast kitschig und beim Streifen durch Soho zeigen sich in praktisch jeder Nebengasse Motive für Postkarten – mit oder ohne rote Busse und Telefonzellen.