Ja, in der Modeklasse der Universität für Angewandte Kunst Wien hat sich seit letztem Herbst einiges getan. So agieren die Studenten nun unter der Leitung von Modedesigner Hussein Chalayan – Bernhard Willhelm ist Geschichte. Letzterer stand für verrückte, meist untragbare, dafür aber artistische Kollektionen, die seine Studenten zuletzt in der Rinderhalle St. Marx über den roten Laufsteg schickten. Schon das Setting gab dieses Jahr zu erkennen: Hier sind nun andere Mächte am Werk. In der Kunsthalle ging die Show in minimalistischem Ambiente über die Bühne – der Laufsteg weiß, statt 1200 Besucher nur mehr 600. Reges Treiben vor der Show: Fehlanzeige. Überraschend (aber angenehm) kurz dann die Show selbst.
Gleich vorab zu den Preisträgern: Das Fred-Adlmüller-Stipendium teilen sich diesmal Simon Grundtner und Kenneth Izedonmwen, den Indie Award heimste Yuhei Mukai ein und der Rondo-Vöslauer-Modepreis ging an Dimitrije Gojkovic. Eine weibliche Studentin findet sich unter den glücklichen Gewinnern also nicht – scheinbar beginnt im Studium schon, was sich später im harten Modeleben fortführt.
Generell muss man sagen, dass die Show heuer fast einschläfernd wirkte. Wenig Action, ungewöhnlich tragbare Teile und Kollektionen, die man so schon mal ähnlich bei jungen Schülerinnen der Modeschule Hetzendorf gesehen hat – niveautechnisch heißt das einiges. Dass Chalayan den Studenten zu bedenken gab, dass die Stücke auch im Laden am Kleiderbügel eine gute Figur machen sollten, führte offenbar zu kollektiver Zurückhaltung. Wo bei Willhelm “Less is more” kein Thema war, trug Chalayan mit seiner Handschrift zu einer etwas trägen Show bei.
Ausnahmen gibt es aber immer wieder. Deshalb hier unsere liebsten Kollektionen: Aus dem zweiten Jahrgang überzeugte Melanie Zwifl mit ihrer Linie “deformed”, bei der sie Burgunder mit Neonorange kombinierte und mit simplen, aber neuen Schnitten bestach. Im dritten Jahrgang tanzte ganz klar Simon Grundtner mit seiner Männerkollektion aus der Reihe. Und so ehrlich muss man sein: Zehn Looks mehr und er hätte eine Show bei der Londoner Männermodewoche verdient. Wie aus dem Ei gepellt schritten seine Models über den Laufsteg und ließen dank Mäntel, Pullover und hochgeschnittenen, weiten Hosen Lust auf den Winter aufkommen. Christoph Tsetinis überzeugte mit einer Outdoor-inspirierten Kollektion. Yuhei Mikai ließ zwischendurch Erinnerungen an Willhelm aufkommen und zeigte aufwendige Drucke und Stickereien in Pastelltönen, bunt kombiniert im Layerlook. Dazu handbemalte Tücher über dem Kopf, womöglich eine Hommage an Chalayans Burka.
Auch gut in Erinnerung geblieben: Die Kollektionen von Attila Lajos, Federico Protto und Agnes Varnai.
Bei den Diplomen dann die große Enttäuschung: Kaum Neues und wenn, dann teils lieblos umgesetzt. Hier Strick, da Gestreiftes, Bleistift-Schuhe und Out-of-Bed-Outfits. Alles in allem keine nennenswerten Überraschungen, wenngleich durchaus solide Leistungen. Von einer Kunstuniversität, deren Modeklasse in der Vergangenheit schon unter der Schirmherrschaft von Karl Lagerfeld, Westwood, Raf Simons & Co. stand, hat sich das Publikum im Allgemeinen aber wohl wesentlich mehr erwartet. Wo 2013 – wohl die stärkste Willhelm-Show – die Jungs von Demelrave (jetzt DMMJK), Stella Achenbach, Anna-Sophie Berger oder Roshi Porkar noch Begeisterungsstürme auslösten, hinterließ die Show15 vor allem eines: nicht erfüllte Erwartungen.